Im Gegensatz zu Nepal
sind die meisten Gebiete in Thailand relativ entwickelt und verfügen
über eine moderne Infrastruktur, einschließlich gut ausgebauter
Autobahnen sowie Strom- und Internetleitungen. Die Leute brausen in
schweren Pickup-Trucks durch die Gegend und die Supermärkte sind
mindestens genauso überdimensioniert wie bei uns zu Hause. Außerdem
wird ein nicht zu vernachlässigender Anteil der thailändischen
Wirtschaftsleistung vom Tourismus-Sektor erbracht. Dementsprechend
groß ist das Angebot an Transport, Verpflegung und Unterbringung, aus dem amn als Reisender auswählen kann. Von Bangkok nach Süden in die
Krabi-Provinz oder direkt auf die Wunschinsel zu gelangen, ist ein
absolutes Kinderspiel. Man gehe einfach ins Reisebüro, bezahle ein
paar Bhat, bekomme einen Sticker ans T-Shirt geheftet und der Rest
passiert nahezu von alleine. Klar, ein bisschen leiden muss man auch.
Wer wie ich eine etwa zwanzig-stündige nächtliche Busreise mit drei
Mal umsteigen zur Insel Ko Lanta auf sich nimmt, kommt dort mit
Sicherheit nicht taufrisch wie der junge Morgen an.
Koh Lanta bei Sonnenschein |
Von den unzähligen
Inseln, die es dort im Süden Thailands zu erkunden gibt, hab ich
mich ausgerechnet für Koh Lanta entschieden, weil die Insel als sehr
entspannt gilt und weil ich zu faul war, umfassendere Recherchen
anzustellen. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich für eine der
wild-romantischeren Inseln in der Trang-Provinz entschieden, die man
nur nach langer Fährfahrt erreicht. Über meine Tage in Koh Lanta
beklagen, kann ich mich hingegen auch nicht. Ich habe die Ruhe
gefunden, die ich gesucht habe. Koh Lanta in der Nebensaison ist ein
bisschen wie ein niederbayerisches Dorf an einem heißen
Sonntagnachmittag. Mein Hostel, das Platz für über ein dutzend
Reisende bietet, habe ich komplett für mich alleine. Für die Tage
meines Aufenthalts bürde
ich mir ein masochistisches Fitnessprogramm auf, indem ich die Insel mit einem geliehenen Fahrrad erkunde, das wesentlich zu klein für mich ist. Die einzige geteerte Straße der Insel, die an der West- und Ostseite entlang führt, besitzt zwar einige gerade Abschnitte, führt aber genauso oft Sinuskurven-artig auf und nieder. Bei über 30 Grad feucht-tropischer Hitze und knallender Sonne glaubt man im Sattel schier zu verdampfen, zumal man nicht selten absteigen muss, um das Rad eine steile Anhöhe hochzuschieben.
ich mir ein masochistisches Fitnessprogramm auf, indem ich die Insel mit einem geliehenen Fahrrad erkunde, das wesentlich zu klein für mich ist. Die einzige geteerte Straße der Insel, die an der West- und Ostseite entlang führt, besitzt zwar einige gerade Abschnitte, führt aber genauso oft Sinuskurven-artig auf und nieder. Bei über 30 Grad feucht-tropischer Hitze und knallender Sonne glaubt man im Sattel schier zu verdampfen, zumal man nicht selten absteigen muss, um das Rad eine steile Anhöhe hochzuschieben.
Koh Lantas 'Old Town' bei Kaiserwetter. |
An einem anderen Tag hingegen schlägt der Monsun zu
und Sturzbäche von Wasser ergießen sich vom Himmel, was den
Fahrradausflug nicht eben erquicklicher macht. Immerhin amüsieren
sich die Einheimischen. Den langen weißen Spargel auf dem Drahtesel,
der sich abstrampelt und dabei ganze Ozeane schwitzt, finden alle
Inselbewohner gleichermaßen ulkig. Gelohnt haben sich die mühsamen
Touren trotzdem. Egal ob es das Bad im Ozean, der sündige Softdrink
oder das zweite Frühstück in Form eines fettigen Nudelgerichts ist,
alles fühlt sich wohlverdient an. Außerdem erkundet man die Insel
auf sehr entschleunigte Weise und kann etwa der beschaulichen
Altstadt im Osten einen Besuch abstatten, wo man an der muslimischen
Kultur der Einheimischen bereits die Nähe zu Malaysia erahnen kann.
Besonders positiv werden mir auch die vielen frischen Früchte in
Erinnerung bleiben, die ich auf Koh Lanta jeden Tag in mich hinein
gespachtelt habe. Es ist einfach ein unbeschreiblicher Luxus, stets
Zugang zu frischen Mangos, Ananas und anderen Köstlichkeiten zu
haben. Addiert man dazu noch die weiteren Thai-Massagen, die ich in
Anspruch genommen habe, sowie die täglichen Schwimmeinheiten und das
Bruzeln in der Sonne, dürfte es um mein physisches Wohl gut bestellt
gewesen sein.
Auf dem nach Phi Phi. |
Ich weiß nicht genau,
was mich geritten hat, nach Koh Lanta die Nachbarinsel Koh Phi Phi
aufzusuchen. Vermutlich war es die Nähe (etwa eine Stunde mit der
Fähre) zu Koh Lanta und die Tatsache, dass dort in der Nähe ein
James-Bond-Film gedreht wurde (den ich nicht einmal gesehen habe),
was meine Neugier geweckt hat. Mir war vorher auch bekannt, dass Koh
Phi Phi als die Touristenfalle schlechthin gilt und vielleicht nicht
unbedingt meinen Reisepräferenzen entsprechen würde. Eine Chance
wollte ich der Insel trotzdem geben. Tatsächlich habe ich dort so
etwas wie ein tropisches Ibiza vorgefunden, allerdings im sanften
Dornröschenschlaf der Nebensaison. Wie es hier in der Hauptsaison
zugehen muss, will ich mir nicht unbedingt ausmalen. Die malerische
Lage der Hauptinsel mit ihren zahlreichen Stränden und den markanten
Karstformationen scheint sich über die Jahrzehnte zu einem Fluch
entwickelt zu haben. Übermäßige Bebauung mit Feriendomizilen sowie
galoppierende Umweltverschmutzung haben Kho Phi Phi ihren Stempel
aufgedrückt. Von jedem Besucher werden inzwischen 20 Bhat Kopfsteuer
verlangt, um die Insel sauber zu halten. Dabei dürfte einiges
zusammenkommen, denn auch in der Nebensaison gibt es massiven Zulauf.
Urlaubskitsch. |
Auf Kho Phiphi tummeln sich Touristen aus aller Herren Länder. Hier
trifft man durchtrainierte Zahnarzthelferinnen aus Boston, bleiche,
russische Mitvierzigerinnen und Scharen von Chinesen, die die
Uferpromenade fest in ihrer Hand haben. Wer sich keiner kostspieligen
Bootstour anschließen möchte und keinen Aufenthalt im Ressort mit
inkludierter Bespaßung gebucht hat, dem bleiben ein paar
lohnenswerte Aussichtspunkte (für die separat abkassiert wird) und
eine Auswahl netter Badestrände. Darüber hinaus bestehen zahllose
Gelegenheiten, in authentischer Ballermann einen Heben zu gehen. Da
fühlt man sich als deutscher Urlauber doch direkt heimisch.
Fürs Poesie-Album. |
Von Koh Phi Phi aus
unternehme ich wieder eine Schiffsreise, die mich nach Aonang führt,
einem weiteren zweifelhaften Strand-Paradies auf dem Festland nahe
der Stadt Krabi. Dass ich in Aonang keinerlei Fotos geschossen habe,
deutet schon darauf hin, dass sich hier nicht viel Berichtenswertes
ereignet hat. Im Wesentlichen habe ich es genossen, einen Strand vor
der Haustür zu haben und
schon morgens vor dem
Frühstück ein Bad nehmen zu können. Irgendwie habe ich die Nähe
zum Meer immer als sehr heilsam erlebt.
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