Dienstag, 20. Juni 2017

Kapitel 30 - Planschen in der Andamanensee...

Im Gegensatz zu Nepal sind die meisten Gebiete in Thailand relativ entwickelt und verfügen über eine moderne Infrastruktur, einschließlich gut ausgebauter Autobahnen sowie Strom- und Internetleitungen. Die Leute brausen in schweren Pickup-Trucks durch die Gegend und die Supermärkte sind mindestens genauso überdimensioniert wie bei uns zu Hause. Außerdem wird ein nicht zu vernachlässigender Anteil der thailändischen Wirtschaftsleistung vom Tourismus-Sektor erbracht. Dementsprechend groß ist das Angebot an Transport, Verpflegung und Unterbringung, aus dem amn als Reisender auswählen kann. Von Bangkok nach Süden in die Krabi-Provinz oder direkt auf die Wunschinsel zu gelangen, ist ein absolutes Kinderspiel. Man gehe einfach ins Reisebüro, bezahle ein paar Bhat, bekomme einen Sticker ans T-Shirt geheftet und der Rest passiert nahezu von alleine. Klar, ein bisschen leiden muss man auch. Wer wie ich eine etwa zwanzig-stündige nächtliche Busreise mit drei Mal umsteigen zur Insel Ko Lanta auf sich nimmt, kommt dort mit Sicherheit nicht taufrisch wie der junge Morgen an.

Koh Lanta bei Sonnenschein
Von den unzähligen Inseln, die es dort im Süden Thailands zu erkunden gibt, hab ich mich ausgerechnet für Koh Lanta entschieden, weil die Insel als sehr entspannt gilt und weil ich zu faul war, umfassendere Recherchen anzustellen. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich für eine der wild-romantischeren Inseln in der Trang-Provinz entschieden, die man nur nach langer Fährfahrt erreicht. Über meine Tage in Koh Lanta beklagen, kann ich mich hingegen auch nicht. Ich habe die Ruhe gefunden, die ich gesucht habe. Koh Lanta in der Nebensaison ist ein bisschen wie ein niederbayerisches Dorf an einem heißen Sonntagnachmittag. Mein Hostel, das Platz für über ein dutzend Reisende bietet, habe ich komplett für mich alleine. Für die Tage meines Aufenthalts bürde
ich mir ein masochistisches Fitnessprogramm auf, indem ich die Insel mit einem geliehenen Fahrrad erkunde, das wesentlich zu klein für mich ist. Die einzige geteerte Straße der Insel, die an der West- und Ostseite entlang führt, besitzt zwar einige gerade Abschnitte, führt aber genauso oft Sinuskurven-artig auf und nieder. Bei über 30 Grad feucht-tropischer Hitze und knallender Sonne glaubt man im Sattel schier zu verdampfen, zumal man nicht selten absteigen muss, um das Rad eine steile Anhöhe hochzuschieben. 

Koh Lantas 'Old Town' bei Kaiserwetter.
An einem anderen Tag hingegen schlägt der Monsun zu und Sturzbäche von Wasser ergießen sich vom Himmel, was den Fahrradausflug nicht eben erquicklicher macht. Immerhin amüsieren sich die Einheimischen. Den langen weißen Spargel auf dem Drahtesel, der sich abstrampelt und dabei ganze Ozeane schwitzt, finden alle Inselbewohner gleichermaßen ulkig. Gelohnt haben sich die mühsamen Touren trotzdem. Egal ob es das Bad im Ozean, der sündige Softdrink oder das zweite Frühstück in Form eines fettigen Nudelgerichts ist, alles fühlt sich wohlverdient an. Außerdem erkundet man die Insel auf sehr entschleunigte Weise und kann etwa der beschaulichen Altstadt im Osten einen Besuch abstatten, wo man an der muslimischen Kultur der Einheimischen bereits die Nähe zu Malaysia erahnen kann. Besonders positiv werden mir auch die vielen frischen Früchte in Erinnerung bleiben, die ich auf Koh Lanta jeden Tag in mich hinein gespachtelt habe. Es ist einfach ein unbeschreiblicher Luxus, stets Zugang zu frischen Mangos, Ananas und anderen Köstlichkeiten zu haben. Addiert man dazu noch die weiteren Thai-Massagen, die ich in Anspruch genommen habe, sowie die täglichen Schwimmeinheiten und das Bruzeln in der Sonne, dürfte es um mein physisches Wohl gut bestellt gewesen sein.

Auf dem nach Phi Phi.
Ich weiß nicht genau, was mich geritten hat, nach Koh Lanta die Nachbarinsel Koh Phi Phi aufzusuchen. Vermutlich war es die Nähe (etwa eine Stunde mit der Fähre) zu Koh Lanta und die Tatsache, dass dort in der Nähe ein James-Bond-Film gedreht wurde (den ich nicht einmal gesehen habe), was meine Neugier geweckt hat. Mir war vorher auch bekannt, dass Koh Phi Phi als die Touristenfalle schlechthin gilt und vielleicht nicht unbedingt meinen Reisepräferenzen entsprechen würde. Eine Chance wollte ich der Insel trotzdem geben. Tatsächlich habe ich dort so etwas wie ein tropisches Ibiza vorgefunden, allerdings im sanften Dornröschenschlaf der Nebensaison. Wie es hier in der Hauptsaison zugehen muss, will ich mir nicht unbedingt ausmalen. Die malerische Lage der Hauptinsel mit ihren zahlreichen Stränden und den markanten Karstformationen scheint sich über die Jahrzehnte zu einem Fluch entwickelt zu haben. Übermäßige Bebauung mit Feriendomizilen sowie galoppierende Umweltverschmutzung haben Kho Phi Phi ihren Stempel aufgedrückt. Von jedem Besucher werden inzwischen 20 Bhat Kopfsteuer verlangt, um die Insel sauber zu halten. Dabei dürfte einiges zusammenkommen, denn auch in der Nebensaison gibt es massiven Zulauf. 

Urlaubskitsch.
Auf Kho Phiphi tummeln sich Touristen aus aller Herren Länder. Hier trifft man durchtrainierte Zahnarzthelferinnen aus Boston, bleiche, russische Mitvierzigerinnen und Scharen von Chinesen, die die Uferpromenade fest in ihrer Hand haben. Wer sich keiner kostspieligen Bootstour anschließen möchte und keinen Aufenthalt im Ressort mit inkludierter Bespaßung gebucht hat, dem bleiben ein paar lohnenswerte Aussichtspunkte (für die separat abkassiert wird) und eine Auswahl netter Badestrände. Darüber hinaus bestehen zahllose Gelegenheiten, in authentischer Ballermann einen Heben zu gehen. Da fühlt man sich als deutscher Urlauber doch direkt heimisch.

Fürs Poesie-Album.
Von Koh Phi Phi aus unternehme ich wieder eine Schiffsreise, die mich nach Aonang führt, einem weiteren zweifelhaften Strand-Paradies auf dem Festland nahe der Stadt Krabi. Dass ich in Aonang keinerlei Fotos geschossen habe, deutet schon darauf hin, dass sich hier nicht viel Berichtenswertes ereignet hat. Im Wesentlichen habe ich es genossen, einen Strand vor der Haustür zu haben und 
schon morgens vor dem Frühstück ein Bad nehmen zu können. Irgendwie habe ich die Nähe zum Meer immer als sehr heilsam erlebt.

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