Donnerstag, 12. September 2013

Bromo - Ein erwartetes Abenteuer

Ganz unchronologisch greife ich vor und berichte von meinem Besuch am Mt. Bromo, dem heiligen Vulkan der Tengger im Osten Javas. Was es dort zu erleben gibt, ist kaum in Worten auszudruecken oder in Bildern zu fassen. Man muss es selbst erfahren haben. Und dennoch will ich hier den Versuch unternehmen, diese Erfahrung zu teilen:

Im Morgenrot
Alles beginnt mit einer beschwerlichen Anreise von Yogyakarta ueber Surabaya nach Probolinggo. Die letzte Etappe fuehrt ueber steile Serpentinenhinauf in das wolkenverhangene Bergdorf Cemoro Lawang. Die Nacht wird kurz. Um 2.00 Uhr erwacht man aus tiefem Schlummer, dehydriert und noch halb in seinen Traeumen verhaftet. Dann geht es aufwaerts. Mit Stirnlampe gegen die Dunkelheit und dicker Jacke gegen die schneidenden Winde, die hier oben wehen. Von der Landschaft ist nichts zu erkennen, alles ist tiefschwarz. Die Dorfbewohner waermen sich am Wegesrand an Lagerfeuern, rauchen und trinken Tee. Man kommt an einem kleinen Laden vorbei, es brennt Licht. Durchs Schaufenster sieht man Kekse. Es wird energisch gegen die Tuer gepocht.

Das Meer aus Sand
Mit frischen Kohlehydraten im Leib geht es weiter, immer nach oben. Langsam ist man aufgewaermt, die Muedigkeit faellt ab, das Tempo steigert sich. Nach etwa einer halben Stunde rasen die ersten Motorraeder an einem vorbei, nach einer weiteren halben Stunde dann die ersten Jeeps. Schliesslich ganze Blechlawinen, die sich die maroden Strassen hoch schieben, hinter den Scheiben muede weisse Gesichter.
Dann wieder Ruhe. Der Schweiss rinnt, man spuert die Feuchtigkeit am Ruecken. Der erste Checkpoint ist nicht mehr weit. Dick eingehuellte Gestalten sitzen in der Dunkelheit, kochen Tee, bieten Wasser und Suessigkeiten feil. Schliesslich steht man am Fusse des ersten Aussichtspunktes, der Morgen graut. Das letzte Stueck Weg hinauf passiert man eine Schlange von geparkten Gelaendefahrzeugen, Einheimische fuehren traurige Schindmaehren am Zuegel und bieten Transport an.



Jenseits der Asche
Hat man den ersten Aussichtspunkt erreicht, macht sich erstmal Enttaeuschung breit. Ein schwaches Panorama und Horden von Bleichgesichtern, die alle die gleiche Einheitstour gebucht haben. Doch der Spuk ist schnell vorueber, sobald man sich weiter vorwagt, hoeher ins Gebirge, selten genutzte Pfade empor. Die Tourgruppen werden nach einer halben Stunde Blitztlichtgewitter wieder in die Jeeps geladen und weiterverfrachtet. Man selbst sucht Entschleunigung, denn nur so laesst sich die Faszination dieser Landschaft begreifen.



Ein Dualismus
 Man muss sich diese Gegend wie eine Petrischale mit zerklueftetem Rand vorstellen. In der Mitte befindet sich das Bromo-Massiv, mit dem flachen Rauch-speienden Krater und Gunung Semeru im Hintergrund thronend. Je hoeher man steigt, desto klarer wird die Sicht, desto besser kommt das ueberwaeltigende Farbenspiel des Sonnenaufgangs zur Geltung. Man verweilt ein bisschen, raucht, laeuft weiter den Rand der Petrischale entlang. Vor einem in der Tiefe erstreckt sich das Meer aus Sand, eine karge Ebene aus Vulkanasche mit gelblischem Schwefelschimmer. Grossartig anzusehen, ist der Kontrast zwischen den ueppig-gruenen Huegeln um Cemaro Lawang und dem toten Grau des Sandmeeres, nur getrennt durch
einen schmalen Grat. Die Sonne steigt, immer neue Ausblicke eroeffnen sich, ueber ein Panorama aus Gruen und Grau. Affen kreuzen den Weg, man trifft auf eine fahrbare Suppenkueche, die hinten auf ein Moped geschnallt ist und genehmigt sich eine Staerkung.


Das klassische Motiv
 Schliesslich hat man den Bromo im Halbkreis umrundet und gelangt hinunter ins Meer aus Sand. Sofort verspuert man den Drang, auszuruhen. Es herrscht eine Alles verschlingende, beruhigende Stille. Nur von Zeit zu Zeit hoert man das Roehren eines Motorrades und den Wind, der ueber das duerre Gras und die Baueme an den Abhaengen streicht. Die Sonne brennt, man doest eine Weile und ist irgendwie mit sich im Reinen.



Der lange Marsch
Dann beginnt der Marsch durch den Staub, in Socken durch die heisse Vulkanasche in Richtung Bromo-Krater. Der trockene Wind schabt einem die Haut ab, kleine Sandstuerme geistern durch die Landschaft und der Staub setzt sich in den Lungen fest, erschwert jeden Schritt. Die Haut beginnt zu gluehen und nach einer gefuehlten Ewigkeit ist man am Fusse des Mt. Bromo. Obwohl es erst spaeter Vormittag ist, wirkt die Umgebung verlassen. Vermummte Einheimische reiten auf Pferden durch die Sandwueste, liegen in Tuecher gewickelt vor ihren Verkaufsstaenden, die Jeeps sind laengst weitergezogen.


Public transport
Am Fusse des Vulkanes liegt ein Tempel der Tengger, einer hinduistischen Minderheit im mehrheitlich muslimischen Indonesien. Der Berg ist ihnen heilig und viele Mythen ranken sich um den platten Nebeltrichter, seine Entstehungsgeschichte und seine Bedeutung fuer die Bergbewohner, die sich hierher zurueckzogen, als der Islam auf Java verbreitet wurde.
 In regelmaessigen Ritualen soll der Berg mit Opfergaben und Gebeten besaenftigt werden.  



Der Schlund
Wieder geht es ein humanes Stueck bergauf  zum Schlund. Korpulente Frauen auf klapprigen Maehren, penetranter Schwefeldunst, vereinzelt ein paar Souvenierhaendler, die ihren Job ernstnehmen, waehrend die Mehrheit Pause macht. Der Aufstieg ist schnell gemeistert und bald schaut man tief ins Erdinnere, nur getrennt durch ein schmales Gelaender, atmet Schwefeldunst und sieht dem weissen Rauch zu, den der Bromo bestaendig in den Himmel pafft.  





Es wird spaeter Nachmittag ehe man zurueck in der Herberge ist. Gute 14 Stunden koerperliche Belastung, Schlafmangel, Sonnenbrand, der Staub in den Lungen und das Ganzkoerper-Peeling im Sandmeer zeigen wuchtig ihre Wirkung. Aber die Sinne sind froh. Lassen wir noch einmal die Bilder fuer sich sprechen:

Silhouette


Semeru spuckt

Nach Sonnenaufgang

Das Meer aus Sand

Pause machen


Semeru spuckt wieder


Ein Hauch von Afghanistan

Am Schlund



Auszeit

                                                                          

Tempel
Suppenkaspar

        


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