Sonntag, 28. Mai 2017

Kapitel 21 - Namrung (2660) - Hinanggaon (3110) - Loh (3180)

Heute ziehen Marvin und ich zusammen mit Ishwuar und Dipar weiter. Magda und Thomas beschließen etwas später loszuziehen und von der vorgesehenen Route abzuweichen. Auch wir bauen eine kleine Änderung ein. Von Namrung aus folgen wir weiter dem Budhigandaki-Fluss durch eine alpin anmutende Landschaft. Früh morgens ist die Sicht noch verhältnismäßig klar, doch einzelne Wolkenfetzen umhüllen bereits die Gipfel. Erste Vorboten für die abendliche Totalvernebelung.  

Weg nach Hinanggaon.
Auf unserer Wanderung erreichen wir nach kurzer Zeit eine Brücke, die über den Hinang-Khola führt, einen Seitenarm des Budhigandaki. Anstatt nun geradeaus weiter zu gehen und der vorgeplanten Route zu folgen, schwenken wir nach links auf den Himal-Chuli-Basecamp-Trek ein, der uns zunächst steil bergauf durch Nadelwälder und zerklüftete Felslandschaften führt. Unser Ziel ist das Kloster Hinanggaon, das auf 3110 Metern liegt und von Touristen so gut wie nie angesteuert wird. Nach dem kurzen Aufstieg wandern wir weiter über eine karge Hochebene mit ein paar verlassenen Steinhütten und einigen weidenden Rindern. Hinter einem idyllischen Wäldchen kommt schließlich das Kloster in Sicht, das am Rande eines kleinen Dorfes gelegen ist.

Eine Andeutung von Himal-Chuli.
Im Hintergrund zu sehen sind Ausschnitte des über 7000 Meter hohen Himal-Chuli-Massives. Auf dem Kloster-Komplex selbst erwarten uns ein paar nette Einblicke in den Alltag von jungen buddhistischen Mönchen. Auf dem Hof wird Cricket gespielt. Andere Nachwuchs-Mönche sitzen im Kreis zusammen und werfen Murmeln. Des Weiteren haben wir das Glück, auf einen englischsprachigen Mönch zu treffen, der uns die religiösen Darstellungen in der Haupthalle näher erklären kann. Darunter sind auch schlüprige Abbildungen, die der tantrischen Schule entstammen und sehr unzweideutige Sex-Szenen darstellen. Die Mönche verwenden solche Bilder in Verbindung mit Mantras offenbar als Meditationsobjekte. Zu sehen sind auch großformatige Fotos von pausbäckigen Grinse-Mönchen (darunter auch der Dalai Lama), die die Reinkarnationen von anderen weisen Grinse-Mönchen darstellen sollen und nach den Worten unseres Führers einen nahezu gottgleichen Status genießen. 

Vor Hinanggaon.

Ablenkung vom spirituellen Gedöns.
Der weitere Weg nach Loh gestaltet sich gemütlich. Zunächst geht es auf dem selben Weg wieder nach unten bis zu der Stelle, an der wir den Hauptweg verlassen haben. Von dort aus überqueren wir Hinang-Khola und legen eine wohlverdiente Dal-Bhat-Pause in Sho ein. Während unserer Mittagspause haben wir auch Gelegenheit den Kindern der Hausherren beim Spielen zuzusehen. Ich finde es erstaunlich, dass die Bewohner dieses Gebietes ihren Nachwuchs anscheinend frei und ungezwungen herumstreunen und sich nach Herzenslust schmutzig machen lassen. Wenn man sich die kleinen Rabauken so anschaut, könnte man wirklich meinen, sie wären gerade aus einem Erdloch geschlüpft. Die meisten deutschen Mütter würden direkt einen Herzinfarkt bekommen.

Gesunde Kinder.
Der übrige Teil des heutigen Marsches verläuft über Gelände, das auch nach europäischen Standards als flach gelten darf. Auf einem schönen, geraden Pfad laufen wir an Feldern und kleinen Gehöften vorbei. Wir beobachten die örtlichen Bauern dabei, wie sie ihre Felder bestellen. Die Methoden scheinen sich seit dem vorletzten Jahrhundert kaum verändert zu haben. Man setzt auf den eisernen Pflug, den Ochsen als Zugmaschine und die bloßen Hände beim Einsäen der Kartoffeln, die selbst auf über 3000 Metern Höhe noch zuverlässig gedeihen.

Landwirtschaft im Nepal des 21. Jahrhunderts.
Das Dorf Loh liegt eingebettetzwischen terrassierten Äckern und hochaufragenden, von dunklem Grün und erdigem Braun gefärbten Berghängen. Auf einem Hügel über dem Dorf thront ein buddhistisches Kloster, in dem einige dutzend Mönche wohnen. Die Kulisse hinter dem Kloster bildet die weiße Wand des Manaslu-Himal-Massives mit seinem etwa 8160 Metern hohen Hauptgipfel, den wir an diesem Tag zum ersten Mal auf unserer Tour erblicken sollten. Allerdings ist es bereits Nachmittag und die Sicht von einem dichten Wolkenschleier verhüllt. Es ist eine Art Gesetz hier oben: Während der Morgenstunden sind die Ausblicke zumeist klar. Gegen Mittag hin fängt es an, sich einzutrüben, und am Abend herrscht dann komplette Vernebelung.

Loh.
Dennoch wird mir dieser Tag in Loh in guter Erinnerung bleiben. Während Marvin es vorzieht, den Nachmittag in der Unterkunft zu bleiben, mache ich mich trotz der schlechten Sicht auf den Weg, das Kloster auf dem Hügel zu erkunden. Das beschert mir sowohl eine neue kulinarische, als auch eine neue kulturelle Erfahrung. Die kulinarische Erfahrung erwartet mich hinter dem Klosterkomplex, wo eine Gruppe aus Tibetern auf zwei großen Kesseln über offenem Feuer das Essen für die Mönche zubereitet. Sie bieten mir großzügigerweise tibetischen Tee und eine weitere Spezialität an, die ich noch nicht kenne. Da es in den vorherigen Beiträgen noch nicht erwähnt wurde: tibetischer Tee ist kein Tee m eigentlichen Sinn, sondern ein salziges Gebräu aus Joghurt, Butter und Milch, das sehr herzhaft schmeckt. Gießt man diesen 'Tee' auf ein Gemisch aus Mehl und knetet die Mischung ordentlich durch, entsteht Champa, ein typisch tibetisches Gericht. Champa zu essen fühlt sich an als würde man rohen Brotteig verzehren und genauso schmeckt es auch. Glücklicherweise gibt es Chili-Soße dazu.

Champa futtern.
Nachdem ich die freundlichen Tibeter verlassen habe, komme ich wieder an der Haupthalle vorbei, die ich zuvor verlassen vorgefunden habe. Inzwischen ist dort eine 'Puja', eine Verehrungszeremonie, im Gange, die für den europäischen Beobachter etwas skurril anmuten mag. Leider verfüge ich über zu wenig Hintergrundwissen, um adäquate Interpretationen zu dem beobachteten Prozedere liefern zu können. Doch ein großartiges Spektakel ist es allemal. Die Mönche hocken versammelt in ihrer großen Halle. Die Höherrangigen von ihnen auf erhöhten Sitzen. Verschiedene Mantras werden der Reihe nach gelesen. Opfergaben werden dargebracht und unter den Anwesenden verteilt. Darunter Cookies, Reiskuchen und eine Art 'heiliges Wasser', das verdächtig nach Schnaps schmeckt.

Puja.
Dazwischen wird ordentlich Lärm gemacht. Jeder Mönch hat ein Instrument an seinem Platz liegen und sobald ein Schritt in der Zeremonie abgeschlossen ist, fangen alle gleichzeitig an, darauf zu spielen oder besser gesagt: Geräusche zu erzeugen. Zum Ensemble gehören Trommeln, Glocken, metallene Tröten, Muschelhörner, die wie langgezogene Kuhfürze klingen, und Gongs aus Blech. Ich überlasse es mal der Phantasie des Lesers, sich auszumalen, wie lieblich sich diese Kombination anhört. Dazu werden dann auch noch - wie bei einer Hochzeit - Samenkörner in die Luft geworfen. Nebenbei verfuttern die Anwesenden ihre Opfergaben. Von meiner Anwesenheit lassen sie sich nicht im Geringsten stören. Ich darf sogar Kekse mitessen sowie Fotos schießen und bekomme eine handvoll heiliges Wasser spendiert. Bestimmt steckt hinter all diesen Gesten eine tiefgründige Symbolik, die ich nur zu gerne verstehen würde. Doch gerade die Tatsache, dass ich völlig unvorbereitet auf diese Zeremonie getroffen bin, hat den besonderen Reiz dieser Erfahrung ausgemacht.  




Kapitel 20 - Dyang (1800) - Namrung (2660)

Der Tag beginnt für mich mit einer an sich genialen Frühstücksinnovation, die ich heute zum ersten Mal ausprobiere. Es handelt sich um eine Kombination aus Chapati-Brot und Omlett, die einem Sandwich sehr nahe kommt. Eine äußerst schmackhafte Variante, nur leider ein bisschen weniger nahrhaft als die übliche Ladung Haferschleim zusammen mit fetttriefendem tibetischem Brot. Dieses kleine Energie-Defizit ist für den heutigen Tag eher von Nachteil. Die erste Hälfte der Etappe bis zum Mittagessen in Gap hat es auf jeden Fall in sich. 

Ein Hauch von Alpen.
Die Landschaft, durch die wir heute wandern, erinnert ein wenig an die Alpen. Nach wie vor laufen wir am Fluss entlang, blicken auf tiefe Schluchten und steile Hänge, die von Reihen aus Nadelbäumen bewachsen sind. Netto sind wir zwar am Ende einige Hundert Meter aufgestiegen. Der Wegverlauf an sich aber ist gekennzeichnet von einem zähen Auf und Nieder, bei dem wir gefühlt genauso viel Höhe wieder verlieren wie wir durch schweißtreibende Aufstiege gewinnen. Besonders eine Stelle wird zur Herausforderung für Muskeln, Kniee und Motivation. Wegen eines Erdrutsches ist der reguläre Weg versperrt. Für die Umleitung geht es zunächst steil bergauf, bis wir hoch über dem Fluss stehen und eine schöne Aussicht über die Schlucht haben. Doch gleich darauf müssen wir auf ebenso steilen Pfaden wieder absteigen. Jede Unachtsamkeit wird sofort bestraft, denn der Untergrund bietet kaum festen Halt. Nicht nur ich rutsche mindestens einmal aus und küsse den Boden. Nebenbei knallt einem die Sonne auf den Pelz und der Staub brennt in den Augen. Auch der Hunger und die ungeduldige Erwartung des Mittagessens tragen zur Unkonzentriertheit bei.

Starke Schultern.
In der Lodge, in der wir das Mittagessen einnehmen, erleben wir dann auch einen weiteren kleinen Kulturschock. Nach dem entlegenen Tsum-Valley haben wir es auf dem Manaslu-Circuit mit deutlich mehr Menschen und auch gelegentlich größeren Tour-Gruppen zu tun, die (vergleichbar mit den Maultier-Karawanen) im Gänsemarsch über die Wege trotten. Doch wird sich dieser Eindruck bald wieder relativieren. Auf der übrigen Strecke von Gap nach Namrung haben wir den Pfad nahezu ganz für uns alleine. Von hier an gestaltet sich das Streckenprofil auch angenehmer. Wir laufen durch schattige Wälder auf mehr oder weniger ebenem Terrain. Hier wachsen mächtige, moosbehangene Bäume in die Höhe, Vögel singen und gelegentlich flattern Schmetterlinge vorbei, von denen es hier einige farbenprächtige Arten gibt. Dieser Teil erinnert mich mit den vielen herumliegenden Felsen, dem sandigen Boden und den schlanken hochgewachsenen Nadelbäumen stark an das Fichtelgebirge.

Ein Hauch von Fichtelgebrige.
Der heutige Tag markiert auch in gewisser Weise eine Zäsur, was die Zusammensetzung unserer Gruppe angeht. Unsere Wege trennen sich vorerst von denen von Magda und Thomas. Wir werden am nächsten Tag eine andere Route laufen. Nach dem Pass wird es jedoch zur Wiedervereinigung kommen.

Freitag, 5. Mai 2017

Kapitel 19 - Ripchet (2400) - Dyang (1800)

Der heutige Tag zehrt an den Kraftreserven. Wir sind von etwa 8 Uhr morgens bis 6 Uhr abends unterwegs. Unsere Mitstreiter servieren ein mustergültiges Frühstück bestehend aus Chapati, tibetischem Brot, warmem Haferschleim mit Milch und Omlett. Von Ripchet aus geht es zunächst auf der östlichen Flußseite weiter durch vertraute Vegetation, aber auf einem noch unbekannten Pfad. Wie üblich wandern wir in der Sinuskurve. Der Weg führt uns durch schattige Haine mit faszinierend gewachsenen Bäumen. Ziegen und Kühe suchen zwischen den Stämmen nach Futter. Weißmähnige Affen tummeln sich in den Wipfeln. Im weiteren verlauf erreichen wir ein kleines Camp mit einer Brücke, wo Bauarbeiter ihrem Tagwerk nachgehen oder einfach nur ein bisschen entspannen. An dieser Stelle haben wir auf dem Hinweg von Lhopka aus den Fluß überquert. Haargenau den selben Streckenverlauf nehmen wir nun auch zurück. In Lhokpa angekommen machen wir Rast für das Mittagessen und füllen die Akkus mit Dhal-Bat und Bratkartoffeln wieder auf.

Lunch in Lhokpa
Nach der Stärkung wird es bald Zeit, sich vom Tsum-Valley zu verabschieden. An der Weggabelung, wo sich auch der Fluss aufspaltet und wir zuvor die rechte Abzweigung genommen haben, gehen wir nun nach links. Das Landschaftsbild bleibt relativ beständig. Wir laufen durch eine hohe Schlucht mit dichter Vegetation, immer begleitet vom Rauschen des Bhudigandaki-Flusses, den wir mehrfach auf Hängebrücken überqueren. Gegen Abend erreichen wir dann das auf 1800 Metern gelegene Dyang, wo wir uns die Unterkunft mit einer größeren deutschen Tourgruppe teilen.

Auf dem Weg nach Dyang.
Wir sind nun offiziell auf den Manaslu-Circuit-Trek eingeschwenkt und erleben alle zusammen einen kleinen Kulturschock. Wir müssen uns auf eine modernere Infrastruktur, etwas mehr Komfort und deutlich mehr Menschen einstellen, was nach dem entlegenen Tsum-Valley eine gewisse Eingewöhnungszeit erfordert. Der Manaslu-Circuit hat in letzter Zeit stark an Beliebtheit gewonnen, insbesondere bei deutschen Trekking-Touristen. Trotzdem ist Manaslu noch weit davon entfernt in Punkto Besucherzahlen wie Annpurna zu , was sich jedoch in naher Zukunft ändern könnte. Wer also mit dem Gedanken spielt, sich auf den Manaslu-Circuit zu begeben, sollte die nächste sich bietende Gelegenheit ergreifen.  

 

Kapitel 18 - Lamagoan (2800) - Ripchet (2400)

Die heutige Wanderung führt uns wieder in etwa auf der selben Strecke zurück, die wir gekommen sind. Von Lamagoan geht es tendenziell immer weiter bergab. Das Wegprofil ist gewohnt 'Nepali flat', schlägt mal nach unten und mal nach oben aus. Erneut passieren wir Chekamparo und ein Stück dahinter erwartet uns wieder die kritische Erdrutsch-Passage. Die Götter scheinen uns auch dieses Mal gewogen zu sein. Alle Knochen bleiben heil.

Bei Chekamparo.

Hier macht Landwirtschaft noch Spaß.
Der bekannte Weg endet an einem kleinen Weiler, der eine Art Kombination aus Schnapsladen und Restaurant darstellt. Zur Auswahl stehen Dhal-Bat und köstliche chinesische Instant-Nudelsuppe. Wir entscheiden uns mehrheitlich für Dhal-Bat. Nur Marvin besteht auf seiner Nudelsuppe, die vermutlich den Nährwert eines alten Wandersockens hat. Dennoch wird er die weitere Strecke sauber bewältigen. Die Zubereitung des Mittagessens nimmt indes etwas Zeit in Anspruch, während derer wir in der Mittagssonne vor uns hin dösen und den zahlreichen Fliegen zuschauen. Unser Guide Ishwuar ist offenbar süchtig nach Candy-Crush.

Aussicht vom Lunch-Place.


Lädt zum Baden ein.
Nach einem stärkenden Dhal-Bat-Set laufen wir eine alternative Route zurück. Anstatt auf dem selben Weg weiter geradeaus zu gehen überqueren wir den Fluss auf einer klapprigen Holzbrücke. An dieser Stelle ist der Strom leicht zugänglich und attraktiv für ein Bad. Danach laufen wir wieder ein Stück bergauf und durch ein idyllisches Wäldchen mit Rhododendron und Bambus. Gelegentlich passieren wir kleine Bäche mit Wasserfällen. Der Marsch endet in der Ortschaft Ripchet, die wie eine Festung auf einem Bergrücken thront und während des Erdbebens von 2015 schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Weird tree.
Den Höhepunkt des Tages jedoch markiert unser Aufenthalt in Ripchet, der sich sowohl vergnüglich als auch lehrreich gestaltet. Zunächst wirkt das 'Hotel', das wir in dem Dörfchen beziehen wollen, wenig einladend. Es macht den Eindruck einer im Stich gelassenen Baustelle. Im Hof liegen Hausrat, Baumaterialien und Müll verstreut. Hühner picken auf dem staubigen Boden herum. Zwei große Körbe erregen Aufmerksamkeit. Sie sind bis oben hin gefüllt mit leeren Bier- und Schnapsflaschen. Die Eigentümerin des Etablissements wirkt selbst ein wenig derangiert und scheint für die ein oder andere leere Flasche selbst verantwortlich zu sein. Ihre Hände und Füße sind schwarz von Schmutz und Kohlenstaub. Ihr Laden ist offenbar 'Hotel', Schnapsladen und Bar in einem. In den luxuriösen Räumlichkeiten gibt es wahlweise kein Licht, keine Türschlösser oder auch mal kein Fensterglas. Die Toilette ist um die Ecke die Dorfstraße hinunter. Gewaschen wird sich am öffentlichen Wasserhahn daneben. Doch trotz der Widrigkeiten wird der heutige Abend zu einem der eindrücklichsten bisher. Die Dame, die den Laden leitet, versteht nicht viel vom Kochen und so wird auch die Speisekarte bedeutungslos. Zwischendurch liegt sie schnarchend und mit dem Gesicht nach unten auf ihrem Bett in der Küche und nüchtert aus. 

Unser Ressort.
Glücklicherweise übernehmen unsere tüchtigen Mitarbeiter das Ruder in der Küche und bereiten uns ein üppiges Abendessen bestehend aus Momos mit Kartoffelfüllung und einer tibetischen Nudelsuppe. Wir leisten einen bescheidenen Beitrag bei der Zubereitung und so lerne ich zum ersten Mal, wie man frische Momos herstellt. Bestimmt werde ich mit diesem Wissen zu Hause ein wenig herumexperimentieren, wobei ich versuchen werde die chinesischen Zusatzprodukte zur Geschmacksoptimierung wegzulassen. Die Eigentümerin des Ladens sorgt für gelegentliche Slap-Stick-Einlagen, indem sie etwa das Wasser nicht in den Kochtopf, sondern ins Herdfeuer gießt. Die Ausnüchterung ist wohl noch nicht ganz abgeschlossen.    
Kochstunde.


  

Kapitel 17- Nyle (3200) - Mu Gumba (3700) - Lamagoan (2800)

Der Tag beginnt mit einem kräftigenden Frühstück bestehend aus tibetischem Brot mit Marmelade und Haferschleim mit warmer Milch. Wieder scheinen uns die Götter gewogen zu sein. Schon in der Nach waren bei klarem Himmel abertausende von Sternen zu bewundern. Am Morgen erwarten uns Sonnenschein und ideale Bedingungen für den Aufstieg zum kleinen Kloster von Mu Gumba, das ein Stück höher auf etwa 3700 Metern liegt. Die schweren Rucksäcke lassen wir in Nyle zurück. Wir werden sie später abolen, wenn wir absteigen und uns wieder aus dem Tsum Valley hinaus nach Lamagoan bewegen.
Auf Mu Gumba.
Unser Weg nach oben führt uns am altvertrauten Strom entlang durch spärlich bewachsenes Ödland. Dornengestrüpp wuchert, massive Felsbrocken und Geröll liegen überall herum. Eine unwirtliche Gegend , in der Kühe und Yaks aber noch immer ausreichend Futter finden. Überhaupt sind Yaks interessante Tiere. Mit ihren kurzen Beinchen und langen Haarmähnen haben sie Ähnlichkeit zu Ponys. Man verspürt jedenfalls sofort den Drang, sie zu streicheln.

Warten auf den Weihnachtsmann.
Einen Teil der Strecke legen wir auf einer Piste zurück, die man euphemistisch ls Straße bezeichnen könnte. Darüber gelangen chinesische Waren aus Tibet nach Nepal. Bisher steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen, jedoch soll die Straße in naher Zukunft ausgebaut werden. Anscheinend wird China als Handelspartner für Nepal immer wichtiger, weil es Zwistigkeiten mit dem anderen großen Nachbarstaat Indien gibt. Ein solcher Straßenausbau wäre für die wirtschaftliche Entwicklung der Region sicherlich von Vorteil. Für den Tourismus dürfte es indes eher negative Konsequenzen haben. Der entlegene Charme des Tsum-Valley würde nämlich erheblich leiden. Zum jetzigen Zeitpunkt können jedoch nur spezielle Gefährte die Piste passieren. Maultiere bleiben die Haupttransportmittel.

The Village People.
Ohne die schweren Rucksäcke ist der Aufstieg sehr viel einfacher zu schaffen. Vom Kloster aus eröffnen sich grandiose Aussichten über das Tsum-Valley. Das Ganesh-Himal-Massiv leuchtet in der Ferne. Die Atmossphäre an diesem Ort ist tiefenentspannt. Ein gut gelaunter Mönch sperrt uns die Haupthalle, wo wir einige Impressionen der buddhistisch-lamaistischen Kultur dieser Gegend erhalten. Momentan leben hier 8 Mönche. Abgesehen von den Gebetszeremonien morgens und abends scheint es wenig Beschäftigung zu geben. Zwei gemütliche Hunde mit verfilztem Fell dösen im Schatten vor sich hin.

A horse with no name.
Der Weg zurück nach Nyle gestaltet sich zäh für mich. Die herunter brennende Sonne und der geringe Sauerstoffgehalt in der Luft zehren an meinen Kräften. Zurück auf 3200 Metern verspüre ich gewaltigen Appetit, den nur eine Mammut-Portion Dhal-Bat befriedigen kann. Nach dem Essen ist es dann an der Zeit, unsere Rucksäcke zu packen und unseren Rückzug aus dem Tsum-Valley anzutreten. Wir laufen mehr oder weniger dieselbe Strecke zurück, die wir gekommen sind. Langweile verspüren wir dennoch nicht, da wir dieses Mal auf der anderen Flussseite laufen. Dabei passieren wir flaches, spärlich begrüntes Weideland, auf dem sich die üblichen Rindviecher herumtreiben. Auch ein paar Gehöfte liegen auf unserer Strecke, deren Mauern mit plattgedrückten Kuhfladen verziert sind. Ein äußerst ökologischer Brennstoff. 

Wanddekoration.


Yaktastisch.

Bevor wir unseren Bestimmungsort erreichen besuchen wir noch ein weiteres buddhistisches Kloster, das eines der größten im Tsum-Valley darstellt. Hier leben etwa 500 Nonnen auf einem weitläufigen Gebiet zusammen, jede in ihrem eigenen kleinen Appartement. Wie uns unser Guide berichtet, ist es Brauch in den Familien dieser Gegend, jede zweite Tochter, die zur Welt kommt ins Kloster zu geben. Doch obwohl das Kloster mehrheitlich von Frauen bewohnt wird, haben männliche Autoritäten das Sagen. An der Stirnseite der Halle befinden sich Hochsitze mit den Bildnissen des Dalai Lamas und anderer geistlicher Führer. 

Kloster nahe Lamagoan.



Kapitel 16 - Chekamparo (3010) - Nyle (3200)

Mein Gefühl für Wochentage und Kalendertage ist fast vollständig verschwunden. Ich glaube, dass das kein schlechtes Zeichen ist. Wie mir mitgeteilt wurde, ist heute der Ostersonntag 2017. Ich befinde mich auf über 3000 Metern Höhe im Tsum-Valley in Nepal. Hier oben hat Ostern wenig Bedeutung. Hier oben hat auch meine Identität als D. A. wenig Bedeutung. Die Elemente, aus denen diese Identität konstruiert ist, scheinen keine Gültigkeit zu besitzen. Hier oben ist meine äußere Identität nur die eines Wanderers in den Bergen. Ich habe keinen Zugang zu Medien oder zum Internet. Ich habe keine Möglichkeit zu meinem Leben in Deutschland in Kontakt zu treten. Stattdessen verbringe ich den Nachmittag, in Nyle am Fluss zu sitzen und seinem Rauschen zuzuhören, das uns den ganzen Weg bis hier herauf begleitet hat. In diesem Moment habe ich das Gefühl, gar nicht mehr zu brauchen.

Die Hochebene.

Heilige Zeichen säumen den Weg.
Einen Eindruck vom entbehrungsreichen Leben in diesen Höhen erhalten wir auf unserer heutigen Wanderung. Die Sonne strahlt wie durch ein Brennglas vom Himmel und ein scharfer Wind bläst einem den Staub in die Augen. Inzwischen macht sich die Höhe auch körperlich bemerkbar. Obwohl wir heute nur eine vergleichsweise flache Hochebene passieren und nur etwa 200 Höhenmeter zurücklegen, erscheint mir das Gehen immer mühsamer. Körper und Rucksack fühlen sich schwerer an als zuvor und auch das Atmen wird anstrengender. 

Tiere belästigen.

Badefreuden.

Dafür werden die Strapazen auch heute wieder mit herrlichen Aussichten belohnt. Die Throne der Götter erscheinen noch unmittelbarer und präsenter als am Tag zuvor. Das Weiß der Gipfel sticht geradezu in die Augen und ganz oben kann man gelegentlich Schneeverwehungen beobachten. Über 3000 Metern ist die Landschaft geprägt von dürren Gräsern und Gebüsch, wo die Einheimischen ihre Rinder weiden lassen. Bäume wachsen nur noch sporadisch. Einen Kontrast dazu bilden die jungen, grünen Getreidefelder, die im Umkreis der Dörfer angelegt wurden und durch niedrige Steinmauern voneinander abgetrennt sind. Besonders atmossphärisch sind die vielen steinernen Stupas mit den bunten Gebetsfahnen, die fröhlich im Wind flattern. 

Stupa vor Nyle.
Auf halbem Weg machen wir noch einen kleinen Abstecher zu einem Tempel, der einem buddhistischen Einsiedlermönch geweiht ist. Dieser Mönch namens Milarepa hat hier in einer Höhle einen großen Teil seines Lebens meditierend zugebracht, nachdem er (laut der Legende) vor einer Bestrafung durch seinen Lehrer geflohen war. Durch das falsche Rezitieren eines Mantras soll Milarepa eine örtliche Dürreperiode noch verschlimmert haben, die er eigentlich beenden wollte. Zur Strafe sollte er alleine ein Kloster bauen, worauf er irgendwann wohl keine Lust mehr hatte.

Die Drei von der Tankstelle.
Rinder überall.
Die Bedingungen in Nyle sind noch ein bisschen einfacher als in Chekamparo. Die Kulisse ist rustikal. Für die Häuser kamen offenbar die Rohstoffe Holz und Stein in ihrer ursprünglichsten Form zum Einsatz. Schmucklose Mauern aus Naturstein und Dächer aus Schiefer. Die Innenräume sind dunkel und verräuchert, Türen und Decken sehr niedrig. Man kocht über Holzfeuern. In ummauerten Gehegen werden Kühe und Yaks gehalten. Wir könnten uns im Europa des 19. Jahrhunderts befinden. Nur dass die Leute damals bestimmt keine Smartphones besaßen, was hier im Tsum-Valley des 21. Jahrhunderts schon mit zur Standard-Ausstattung gehört, obwohl es wenig bis gar keinen Empfang gibt.         

Nyle von oben.


Kapitel 15 - Chumling (2368) - Chekamparo (3010)

Noch gestern Nachmittag hat es in Chumling begonnen zu regnen. Ein Ereignis, das insbesondere Magda sehr herbeigesehnt hat. Es ist der erste Regen auf unserer Tour und er hält fast die ganze Nacht hindurch an. Im Bett hört man die Tropfen gleichmäßig auf das Wellblechdach unserer Unterkunft prasseln. Am nächsten Morgen erwache ich erfrischt und motiviert für den nächsten Wandertag. Das diesige Wetter der vergangenen Tage ist Geschichte. Die Bergsicht hat sich endlich aufgeklart und die Luft duftet noch angenehm nach Regen. Vor blauem Himmel schimmern die weißen Gipfel des Himalaya. 

Am Morgen.
Heute wandern wir wieder nur bis zum Mittagessen. Doch habe ich auf der etwa vierstündigen Etappe von Chumling nach Chekamparo gefühlt mehr Bilder gemacht als an den vorherigen Tagen insgesamt. Das Tsum-Valley präsentiert sich heute von seiner Schokoladenseite. Schnee-bedeckte Höhen vor und hinter uns. 

Typische Kulisse.
Die Aussichten sind atemberaubend. Im Vordergrund eine Szenerie bestehend aus steinernen Stupas, steil abfallenden Felshängen mit üppiger Bewaldung, abgelegende Weilern, die mit bunten Gebetsfahnen behangen sind, und lindgrünen, terrassierten Gerstenfeldern. Im Hintergrund thronen die Riesen des Himalaya. Die Berge, wo die Götter wohnen. 7000 Meter und höher. Das faszinierende Spiel aus Licht und Schatten, das dieser Kulisse eine besondere Dynamik verleiht, lässt einen alle paar Meter anhalten und sich ehrfurchtsvoll umschauen. 
Wo die Götter wohnen.
Ein Stück vor Chekamparo passieren wir einen kritischen Streckenabschnitt. Es handelt sich um eine Stelle, wo während des letzten großen Erdbebens ein Erdrutsch den gesamten Hang zum Abstürzen gebracht hat. Steinschläge können jederzeit vorkommen. Der Pfad ist eng, steil und rutschig. Besondere Konzentration ist gefragt, um nicht abzurutschen und in die Schlucht hinunterzufallen. Die Macht jedoch ist mit uns an diesem Tag und wir alle erreichen wohlbehalten Chekamparo, wo wir gemütlich den Rest des Tages ausklingen lassen. Hier verstärkt sich noch einmal der Eindruck, dass wir uns auf tibetischem Gebiet befinden. Im Aufenthaltsraum unserer Herberge befindet sich ein buddhistischer Hausaltar und Bildnisse des Dalai Lama.    

Vor Chekamparo.

Kapitel 14 - Lhokpa (2240) - Chumling (2368)

Am Fluss entlang geht es geradewegs hinein ins Tsum-Valley. Wir laufen auf der Ostseite der Schlucht und damit die meiste Zeit in angenehm kühlem Schatten. Die Vegetation hier erscheint zweigeteilt. Auf unserer Seite wachsen Laubbäume. Der Rhododendron blüht rot und dünner Bambus sprießt am Wegesrand. Auf der anderen Seite wirkt die Landschaft felsig und karg. An den schroffen Hängen wächst bräunliches Gras, dazwischen dürre Nadelbäume empor, hauptsächlich Pinien. Tief unter uns bahnt sich der Fluss seinen Weg tiefere Gefilde. Schmetterlinge und Eidechsen kreuzen unseren Weg. Auch ein einsamer Pony-Reiter kommt uns entgegen, der unterwegs offenbar einen über den Durst getrunken hat. Es sei ihm gegönnt.

Nanu?
Die Wanderung an sich ist kürzer, aber nicht weniger fordernd als an den Tagen zuvor. Netto haben wir zwar schließlich nicht viele Höhenmeter zugelegt. Dazwischen jedoch geht es einmal steil bergauf und dann mindestens ebenso steil wieder hinunter. Die übrige Strecke folgt dem bereits bekannten Sinuskurven-Muster. Auch einige Hängebrücken gilt es noch zu passieren, bevor wir nach einem erneuten kurzen Aufstieg Chumling erreichen, eine kleine Ansammlung aus Häusern auf etwa 2368 Metern. Nachdem die Sonne verschwunden ist und ein scharfer Wind eingesetzt hat, wirkt die Atmossphäre hier oben sehr rau. Die Verhältnisse sind einfach. Wir schlafen in einem zugigen Bretterverschlag mit provisorischer Elektronik. Die Dusche besteht aus einem simplen Wasserhahn. Doch der Tee ist heiß und das Essen füllt den Magen. Man sieht bereits erste Anzeichen der Nähe dieses Ortes zu Tibet bzw. China. Die meisten Waren, die in dem kleinen Laden hier feilgeboten werden, stammen aus China, darunter auch ein fünfzigprozentiger Schnaps, der vermutlich die erste Wahl für die örtlichen Alkoholiker darstellt. 

Traditionelle Stupa.
Den Charakter des Tsum-Valley macht auch die buddhistische Kultur aus. Davon zeugen die zahlreichen Stupas am Wegesrand, die man traditionell auf der linken Seite passiert. Sie sind aus Holz und Stroh geformt oder aus Steinen aufgetürmt. Sehr schlicht und doch sehr stimmig.

Vor Chumling.
Auch die Menschen hier oben sind deutlich als Tibeter zu erkennen. Sie haben braune Haut, flache, eher rundliche Gesichter und mandelförmige Augen. Ich finde, dass es schöne Menschen sind. Den Hauptlebenserwerb bildet die Landwirtschaft. Rund um die Unterkunft sprießt grün die Gerste. Ich beobachte gerne, wie sich die Ähren im Wind wiegen. Es sieht wie ein Meer mit Wellen aus.   

Chumling.

Kapitel 13 - Jagat (1120) - Lhokpa (2240)

Heute endet der Tag in Lhokpa, einem winzigen Weiler in über 2000 Metern Höhe. Wir sind nun vom Manaslu-Trek abgebogen und sind in das entlegene Tsum-Valley eingeschwenkt. Wolken verhüllen die uns umgebenden Berggipfel und ein zugiger Wind macht die Hitze der Vortage vergessen. Es ist ein leichter Vorgeschmack auf die eisigen Temperaturen, die uns in höheren Lagen erwarten werden. Mit der Höhe steigt langsam auch das Preisniveau. Abgekochtes Trinkwasser, warme Duschen und auch die Nahrung. Alles wird knapper hier oben.

Heavy Loads.
Teilung und Wiedervereinigung.
Das Wandern heute geht leichter von der Hand als gestern. Nach einem stärkenden Frühstück in Lhokpa, bestehend aus Ingwertee, Haferschleim und tibetischem Brot (einer Art Schmalzgebäck) liegen etwa 10 Kilometer Strecke vor uns, die in gut 6 Stunden zu bewältigen sind. Ebene Streckenabschnitte im europäischen Sinn bilden die abolute Minderheit. Zunächst marschieren wir auf sinuswellenartigen Pfaden am Budhigandaki entlang bis zum Dörfchen Nagjet. Maultier-Karawanen kommen uns in regelmäßigen Abständen entgegen. Das Rauschen des Flusses begleitet unseren Weg. Hohe schroffe Felswände bilden eine dramatische Kulisse. Nachdem wir bei Nagjet erneut den Fluss überquert haben, beginnt ein stetiger Aufstieg. In Ekle Bathi wird noch einmal Rast gemacht und ein Mittagessen eingenommen. Nepalesische Spagehtti mit Ei, Thunfisch und Gemüse. Fast so gut wie das Original. Besonders, wenn man den ganzen Tag gewandert ist.

Faule Hunde.
Mit zunehmender Höhe verändert sich auch die Vegetation. Stellenweise wird es karger. Hochgewachsene Nadelbäume und dürre Gräser bestimmen die Kulisse. Der Boden scheint sandiger zu werden. Insgesamt erinnert die Landschaft an die heimischen Alpen mit ihren schwindelerregenden Schluchten, den Wasserfällen und dem wilden Strom, der sich seinen Weg nach unten bahnt. In der Ferne schimmert schimmert Shringi Himal, eine über 7000 Meter hohe Landmasse. Nicht weit von Lhokpa gelangen wir zu einer Weggabelung. Rechts zweigt unser Weg ab, der uns geradewegs in heilige Tsum-Valley führt. Der linke Weg führt weiter auf den Manaslu-Trek. Nach der Erkundung des Tsum-Valley werden wir hierher zurückkehren. Auch der Fluss spaltet sich an dieser Stelle. Wir laufen weiter an einem Seitenarm des Budhigandaki entlang, der uns tiefer ins Tsum-Valley führt. Unterwegs begegnen uns sich sonnende Eidechsen und bunte Schmetterlinge.

Könnten die Alpen sein.
Was die Tour weiterhin besonders macht, sind die vielen Eindrücke vom nepalesischen Dorfleben, das man hautnah beobachten kann. Das Tsum-Valley ist insbesondere von einer buddhistisch-tibetischen Kultur geprägt. Wir beobachten Männer beim Körbeflechten, alte Frauen beim Wollespinnen auf der Straße und  junge Frauen, die ihr langes schwarzes Haar am am öffentlichen Brunnen waschen. Federvieh irrt herum, Kinder spielen im Dreck, träge Hunde räckeln sich in der Nachmittagsonne, Dorfbewohnerinnen rauchen genüsslich ihre Kippen. Umweltprobleme sind auch hier überall ersichtlich. Eine Kanalisation fehlt und so gehen Abwässer direkt in den Boden. Auch die exzessive Nutzung von Holz zum Kochen und Heizen gefährdet die örtlichen Baumbestände. 

Dorfszenen.
Die klassische Stein-Stupa.
Wir lassen den Abend bei einem sättigenden Dhal-Bat-Menü ausklingen. Der Marsch steckt einem in den Knochen und pünktlich um 9 Uhr wird zum allgemeinen Zapfenstreich geblasen. Ich sitze hier noch in der Stille und halte meine Einrücke fest. Auf der anderen Seite der Schlucht erhellt ein loderndes Feuer die Nacht. Das gleichmäßige Rauschen des Flusses verstärkt meine Schläfrigkeit.