Es geht immer weiter
zurück in die entwickelte Welt und es fühlt sich seltsam an. Von
Dharapani aus fahren wieder motorisierte Vehikel. Wir begeben uns
auf eine sechsstündige Jeep-Fahrt ins Städtchen Besisahar. Zwar
beträgt die Distanz nicht mehr als 30 Kilometer, auf der steinigen
Buckelpiste kommt man jedoch nur im Schneckentempo voran. Wir werden
durchgeschüttelt wie in einem übergroßen Mixer. Unsere
nepalesischen Freunde genießen die Fahrt stehend auf der Ladefläche.
Unterwegs begegnen uns Bagger, Motorräder, ein von Chinesen erbautes
Industriegebiet mit großem Wasserkraftwerk und Staudamm, der den
Fluss umleitet, Zäune, Schrottplätze, schlechte Luft, Stromtrassen
und viel mehr Menschen als wir es seit den letzten drei Wochen
gewohnt sind. In Besisahar verbringen wir die Nacht in einer
Unterkunft mit heißer Dusche, Strom, funktionierendem Internet und
einer vielfältigen Speisekarte, die auch wieder Fleisch zur Auswahl
hat. Inzwischen liegen auch wieder alle Smartphones auf dem Tisch
(außer meines, das ich in Kathmandu gelassen habe). Nach drei Wochen
in fast unberührter Natur fühle ich einen kleinen Kulturschock. Die
Frage drängt sich auf, wie viel und welche Art von wirtschaftlicher
Entwicklung 'gut' für eine Region und ihre Bewohner ist. Werden noch
viele Touristen nach Nepal kommen, wenn die Trekking-Pfade an einer
vielbefahrenen Straße vorbeiführen und die Umweltverschmutzung sich
weiter verschärft? Andererseits: kann man es den Leuten in Nepal
verübeln, dass sie (wie viele Europäer) ein komfortables Leben in
materiellem Überfluss anstreben, was ohne adäquate Infrastruktur
nicht möglich erscheint? Die interessante Frage ist für mich, ob es
einen Mittelweg geben kann, der wirtschaftliche Entwicklung zulässt,
ohne die Ökosysteme des Himalaya in Mitleidenschaft zu ziehen. Um
diese Frage, adäquat zu diskutieren und mögliche Antworten zu
geben, müsste ich wahrscheinlich einen eigenen Blog kreieren.
Die letzten Meter vor Dharapani. |
Von Besisahar aus nehmen
wir dann den günstigsten Transportweg in Anspruch und buchen eine
Fahrt im öffentlichen Bus. Vermutlich ist dieser Teil der Reise mit
am gefährlichsten für uns. Öffentliche Busse in Nepal sind für ihre
Unfallgefahr bekannt und es wird dringend davon abgeraten, mit ihnen
zu reisen. Leider siegt in unserem Fall nicht die Vernunft, sondern
die Geiz-ist-Geil-Mentalität. Warum vor diesen Busfahrten gewarnt
wird, erfahren wir unterwegs. Die Fahrer heizen wie bei einem
Straßenrennen über die Piste und überholen unterwegs alles, was langsamer ist als
unser Bus. Eine korpulente Dame im Sari schickt bei jedem
Überholmanöver ein Stoßgebet zum Himmel. Zu Recht, denn mehr als
einmal schrammen wir haarscharf an einem Unfall vorbei.
Aufladen zur Rückfahrt. |
Aber natürlich ist die
Macht erneut mit uns, und so schaffen wir es unbeschadet, zurück ins
lärmende Moloch von Kathmandu, wo wir erst mal in einen zünftigen
Stau geraten. Ach, es tut so gut, wieder zurück in der Zivilisation
zu sein. Die folgenden Tage bis zu Marvins Rückflug nach Deutschland
und meinem Weiterflug nach Bangkok, werden noch die Annehmlichkeiten
der Hauptstadt genossen und Souvenirs eingekauft. Ob es nun um
Kaschmir-Schals, tibetische Thankas oder Gorkha-Messer geht, vor
unserem subtilen Verhandlungsgeschick zittert das gesamte
Thamel-Viertel. Dazwischen schlägt man sich den Bauch mit köstlichen
und sehr preisgünstigen nepalesischen Spezialitäten voll. Auch ein
letztes Dal-Bhat-Set muss noch einmal sein, aus Gründen der
Nostalgie. Nachdem Marvin abgeflogen ist, besuche ich noch die
ehemalige Königsstadt Patan im Kathmandu-Tal, die durch das Erdbeben
leider auch schwer beschädigt wurde. Wer etwas über die
buddhistische und hinduistische Götterwelt und Symbolik lernen
möchte, sollte das hiesige Palastmuseum besuchen, das diesbezüglich
sehr informativ ist.
Patan. |
An dieser Stelle wird es
wieder Zeit, ein kurzes Fazit zu ziehen. Unsere gut dreiwöchige
Trekking-Tour durch das Tsum-Valley und rund um das Manaslu-Massiv
habe ich als anstrengend und sehr bereichernd erfahren. Wir hatten
nicht nur Gelegenheit, eine unvergleichlich eindrucksvolle
Landschaft zu genießen, sondern auch mit der Kultur und Lebensweise
der Tibeter und anderer Volksgruppen unmittelbar in Kontakt zu
kommen. Außerdem bin ich der Ansicht, dass das Wandern auch mental
sehr bereichernd ist und dem Geist eine willkommene Abwechslung von
der alltäglichen Reizüberflutung bietet.
Luxusleben. |
Wer jetzt auch neugierig
geworden ist und Lust bekommen hat, auch das Tsum-Valley und die
Gegend rund um das Manaslu-Massiv zu besuchen, dem würde ich
empfehlen, das baldmöglichst zu tun. Es ist nicht absehbar, ob das
Tsum-Valley noch immer so charmant sein wird, wenn es von einer
Straße nach China durchzogen ist. Auch der Manaslu-Circuit nimmt
stetig an Popularität zu und wird vielleicht in den nächsten Jahren
zu einem zweiten Annapurna-Circuit avancieren. Die beste Zeit, in
diese Gegend zu reisen, wird als der Beginn der nächsten
Trekking-Saison im Oktober sein.
Alle versammelt auf Mu Gumba. (by Ishwuar) |
Wer hierfür einen
kompetenten Ansprechpartner braucht, dem kann ich die
Trekking-Agentur Visit-Himalaya-Treks (https://www.visithimalayastrek.com/) empfehlen, über die wir
unseren Guide Ishwuar, unseren Porter Dipar sowie die nötigen
Permits organisiert haben. Euren Ansprechpartner Himal Tamang erreicht ihr unter visithimalayatreks@gmail.com.
visithimalayatreks@gmail.com
Copyright © 2016 Visit Himalaya Treks Pvt. Ltd. Contact | Visit Himalaya Treks Pvt. Ltd.
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