Nur
zwei Flugstunden trennen mich von einem anderen China. Der Norden
ließ sich noch als kalt, trocken und braun charakterisieren. Hier im
Süden, in Guangxi, herrschen fast gegenteilige Zustände. Das Klima
ist deutlich milder und wärmer. Die Regenzeit im Frühjahr bringt
nahezu täglich Schauer mit sich und die Landschaft ist geprägt von
einem kräftigen, atmenden Grün. Ein Grün, das selbst jenen
typischen Anblick einer chinesischen Großstadt deutlich aufwerten
kann, der bei westlichen Betrachtern oft Grausen verursacht. So auch
bei Guilin, was sich im Hinblick auf Architektur und
Verkehrsaufkommen wenig von anderen Städten unterscheidet.
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Blick auf Guilin. |
Allerdings hat Guilin das Glück, in eine Landschaft aus
beeindruckenden Karstfels-Formationen eingebettet zu sein und von
einem System aus Flüssen und Kanälen durchzogen zu werden. Die
Hauptstraßen sind von Baumreihen flankiert und an den Flussufern
sprießt der Bambus in die Höhe. Shoppen gehen kann man natürlich
auch hier nach Herzenslust. Die charakteristische Karstlandschaft ist
eines der bekanntesten Motive in der chinesischen Landschaftsmalerei
und obendrein ein fruchtbares Tee-Anbaugebiet. Dementsprechend oft
wird man von eifrigen Schleppern zur Tee-Verkostung oder
Kunst-Ausstellung gebeten. Ich habe mich da lieber auf die Suche nach
exotischeren Spezialitäten begeben. Dazu mehr im Sonderbeitrag über
das Essen in China.
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Am Fluss. |
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Auf der Brücke. |
Zum
Eintauchen in die malerische Atmossphäre der Gegend, ist Guilin nur
ein erstes Appetit-Häppchen. Die kleinere Stadt Yangshuo, die ein
Stück weiter den Li-Fluss abwärts gelegen ist, bietet noch bessere
Möglichkeiten das Umland zu erkunden. Dorthin gelangt man am besten
per Bambus-Floss. Während der Floss-Fahrt fühle ich mich spontan an
den Film 'Apokalypse Now' erinnert. Das Boot tuckert gemächlich über
den grünlichen Fluss. Zu beiden Seiten erheben sich mächtige, Nebel
verhangene Felskegel, die über und über mit Vegetation bedeckt
sind. Dichter Bambus und Palmen säumen die Ufer. Leichter
Nieselregen spritzt mir ins Gesicht, während mein chinesischer
Sitznachbar Selfies schießt.
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Flossfahrt. |
Von
Yangshuo aus unternehme ich einige Exkursionen ins Umland und lerne
dabei das 'idyllische' Leben in der chinesischen Provinz kennen. Zu
Fuß und per (viel zu kleinem Fahrrad) bewege ich mich an den
Flussufern entlang, erklimme ein paar Hügel und genieße die
Üppigkeit der Landschaft, die beinahe tropischen Charakter aufweist.
Es geht durch verschlafene Dörfer und überschwemmte Felder, über verschlammte Schlaglochpisten und vorbei an imposanten Felsformationen.
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Am Aussichtspunkt. |
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Üppiges Grün. |
Das Landleben in dieser Gegend mag auf den ersten
Blick noch sehr ursprünglich wirken. Schwere Maschinen sieht man
selten, eigene Muskelkraft und träge Wasserbüffel scheinen einen
großen Teil der Arbeit zu besorgen. Doch die Moderne ist auch hier
nicht spurlos vorübergegangen. Dafür sehen die jungen Pflänzchen
doch ein bisschen zu maßgeschneidert und ergonomisch aus.
Gelegentlich kann man Dorfbewohner mit blauen Tanks auf dem Rücken
beim vergnüglichen Unkrautspritzen beobachten und den würzigen Duft
nach Pestizid in der Luft schmecken. Auch auf die Reinheit des
Flusswassers würde ich nicht unbedingt meine zweite Niere verwetten
und der überall herumliegende Plastikmüll ist sowieso ein alter
Hut.
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Ein bisschen Blau im Hintergrund. |
Viele Dorfbewohner leben in wenig ansehnlichen Funktionsblöcken,
die sich teilweise noch im Rohbau befinden und inmitten all der
Naturschönheit wie Fremdkörper erscheinen. Doch genug gemault. Ich
habe meine Zeit in Guilin und Yangshuo sehr genossen. Nur würde ich
mir wünschen, dass man es mit der Bebauung und Erschließung nicht
übertreibt, damit auch viele nach mir noch in diesen Genuss kommen
können.
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Aggressives Federvieh. |
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Dorfleben. |
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