Freitag, 5. Mai 2017

Kapitel 14 - Lhokpa (2240) - Chumling (2368)

Am Fluss entlang geht es geradewegs hinein ins Tsum-Valley. Wir laufen auf der Ostseite der Schlucht und damit die meiste Zeit in angenehm kühlem Schatten. Die Vegetation hier erscheint zweigeteilt. Auf unserer Seite wachsen Laubbäume. Der Rhododendron blüht rot und dünner Bambus sprießt am Wegesrand. Auf der anderen Seite wirkt die Landschaft felsig und karg. An den schroffen Hängen wächst bräunliches Gras, dazwischen dürre Nadelbäume empor, hauptsächlich Pinien. Tief unter uns bahnt sich der Fluss seinen Weg tiefere Gefilde. Schmetterlinge und Eidechsen kreuzen unseren Weg. Auch ein einsamer Pony-Reiter kommt uns entgegen, der unterwegs offenbar einen über den Durst getrunken hat. Es sei ihm gegönnt.

Nanu?
Die Wanderung an sich ist kürzer, aber nicht weniger fordernd als an den Tagen zuvor. Netto haben wir zwar schließlich nicht viele Höhenmeter zugelegt. Dazwischen jedoch geht es einmal steil bergauf und dann mindestens ebenso steil wieder hinunter. Die übrige Strecke folgt dem bereits bekannten Sinuskurven-Muster. Auch einige Hängebrücken gilt es noch zu passieren, bevor wir nach einem erneuten kurzen Aufstieg Chumling erreichen, eine kleine Ansammlung aus Häusern auf etwa 2368 Metern. Nachdem die Sonne verschwunden ist und ein scharfer Wind eingesetzt hat, wirkt die Atmossphäre hier oben sehr rau. Die Verhältnisse sind einfach. Wir schlafen in einem zugigen Bretterverschlag mit provisorischer Elektronik. Die Dusche besteht aus einem simplen Wasserhahn. Doch der Tee ist heiß und das Essen füllt den Magen. Man sieht bereits erste Anzeichen der Nähe dieses Ortes zu Tibet bzw. China. Die meisten Waren, die in dem kleinen Laden hier feilgeboten werden, stammen aus China, darunter auch ein fünfzigprozentiger Schnaps, der vermutlich die erste Wahl für die örtlichen Alkoholiker darstellt. 

Traditionelle Stupa.
Den Charakter des Tsum-Valley macht auch die buddhistische Kultur aus. Davon zeugen die zahlreichen Stupas am Wegesrand, die man traditionell auf der linken Seite passiert. Sie sind aus Holz und Stroh geformt oder aus Steinen aufgetürmt. Sehr schlicht und doch sehr stimmig.

Vor Chumling.
Auch die Menschen hier oben sind deutlich als Tibeter zu erkennen. Sie haben braune Haut, flache, eher rundliche Gesichter und mandelförmige Augen. Ich finde, dass es schöne Menschen sind. Den Hauptlebenserwerb bildet die Landwirtschaft. Rund um die Unterkunft sprießt grün die Gerste. Ich beobachte gerne, wie sich die Ähren im Wind wiegen. Es sieht wie ein Meer mit Wellen aus.   

Chumling.

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