Freitag, 5. Mai 2017

Kapitel 18 - Lamagoan (2800) - Ripchet (2400)

Die heutige Wanderung führt uns wieder in etwa auf der selben Strecke zurück, die wir gekommen sind. Von Lamagoan geht es tendenziell immer weiter bergab. Das Wegprofil ist gewohnt 'Nepali flat', schlägt mal nach unten und mal nach oben aus. Erneut passieren wir Chekamparo und ein Stück dahinter erwartet uns wieder die kritische Erdrutsch-Passage. Die Götter scheinen uns auch dieses Mal gewogen zu sein. Alle Knochen bleiben heil.

Bei Chekamparo.

Hier macht Landwirtschaft noch Spaß.
Der bekannte Weg endet an einem kleinen Weiler, der eine Art Kombination aus Schnapsladen und Restaurant darstellt. Zur Auswahl stehen Dhal-Bat und köstliche chinesische Instant-Nudelsuppe. Wir entscheiden uns mehrheitlich für Dhal-Bat. Nur Marvin besteht auf seiner Nudelsuppe, die vermutlich den Nährwert eines alten Wandersockens hat. Dennoch wird er die weitere Strecke sauber bewältigen. Die Zubereitung des Mittagessens nimmt indes etwas Zeit in Anspruch, während derer wir in der Mittagssonne vor uns hin dösen und den zahlreichen Fliegen zuschauen. Unser Guide Ishwuar ist offenbar süchtig nach Candy-Crush.

Aussicht vom Lunch-Place.


Lädt zum Baden ein.
Nach einem stärkenden Dhal-Bat-Set laufen wir eine alternative Route zurück. Anstatt auf dem selben Weg weiter geradeaus zu gehen überqueren wir den Fluss auf einer klapprigen Holzbrücke. An dieser Stelle ist der Strom leicht zugänglich und attraktiv für ein Bad. Danach laufen wir wieder ein Stück bergauf und durch ein idyllisches Wäldchen mit Rhododendron und Bambus. Gelegentlich passieren wir kleine Bäche mit Wasserfällen. Der Marsch endet in der Ortschaft Ripchet, die wie eine Festung auf einem Bergrücken thront und während des Erdbebens von 2015 schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Weird tree.
Den Höhepunkt des Tages jedoch markiert unser Aufenthalt in Ripchet, der sich sowohl vergnüglich als auch lehrreich gestaltet. Zunächst wirkt das 'Hotel', das wir in dem Dörfchen beziehen wollen, wenig einladend. Es macht den Eindruck einer im Stich gelassenen Baustelle. Im Hof liegen Hausrat, Baumaterialien und Müll verstreut. Hühner picken auf dem staubigen Boden herum. Zwei große Körbe erregen Aufmerksamkeit. Sie sind bis oben hin gefüllt mit leeren Bier- und Schnapsflaschen. Die Eigentümerin des Etablissements wirkt selbst ein wenig derangiert und scheint für die ein oder andere leere Flasche selbst verantwortlich zu sein. Ihre Hände und Füße sind schwarz von Schmutz und Kohlenstaub. Ihr Laden ist offenbar 'Hotel', Schnapsladen und Bar in einem. In den luxuriösen Räumlichkeiten gibt es wahlweise kein Licht, keine Türschlösser oder auch mal kein Fensterglas. Die Toilette ist um die Ecke die Dorfstraße hinunter. Gewaschen wird sich am öffentlichen Wasserhahn daneben. Doch trotz der Widrigkeiten wird der heutige Abend zu einem der eindrücklichsten bisher. Die Dame, die den Laden leitet, versteht nicht viel vom Kochen und so wird auch die Speisekarte bedeutungslos. Zwischendurch liegt sie schnarchend und mit dem Gesicht nach unten auf ihrem Bett in der Küche und nüchtert aus. 

Unser Ressort.
Glücklicherweise übernehmen unsere tüchtigen Mitarbeiter das Ruder in der Küche und bereiten uns ein üppiges Abendessen bestehend aus Momos mit Kartoffelfüllung und einer tibetischen Nudelsuppe. Wir leisten einen bescheidenen Beitrag bei der Zubereitung und so lerne ich zum ersten Mal, wie man frische Momos herstellt. Bestimmt werde ich mit diesem Wissen zu Hause ein wenig herumexperimentieren, wobei ich versuchen werde die chinesischen Zusatzprodukte zur Geschmacksoptimierung wegzulassen. Die Eigentümerin des Ladens sorgt für gelegentliche Slap-Stick-Einlagen, indem sie etwa das Wasser nicht in den Kochtopf, sondern ins Herdfeuer gießt. Die Ausnüchterung ist wohl noch nicht ganz abgeschlossen.    
Kochstunde.


  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen