Freitag, 5. Mai 2017

Kapitel 17- Nyle (3200) - Mu Gumba (3700) - Lamagoan (2800)

Der Tag beginnt mit einem kräftigenden Frühstück bestehend aus tibetischem Brot mit Marmelade und Haferschleim mit warmer Milch. Wieder scheinen uns die Götter gewogen zu sein. Schon in der Nach waren bei klarem Himmel abertausende von Sternen zu bewundern. Am Morgen erwarten uns Sonnenschein und ideale Bedingungen für den Aufstieg zum kleinen Kloster von Mu Gumba, das ein Stück höher auf etwa 3700 Metern liegt. Die schweren Rucksäcke lassen wir in Nyle zurück. Wir werden sie später abolen, wenn wir absteigen und uns wieder aus dem Tsum Valley hinaus nach Lamagoan bewegen.
Auf Mu Gumba.
Unser Weg nach oben führt uns am altvertrauten Strom entlang durch spärlich bewachsenes Ödland. Dornengestrüpp wuchert, massive Felsbrocken und Geröll liegen überall herum. Eine unwirtliche Gegend , in der Kühe und Yaks aber noch immer ausreichend Futter finden. Überhaupt sind Yaks interessante Tiere. Mit ihren kurzen Beinchen und langen Haarmähnen haben sie Ähnlichkeit zu Ponys. Man verspürt jedenfalls sofort den Drang, sie zu streicheln.

Warten auf den Weihnachtsmann.
Einen Teil der Strecke legen wir auf einer Piste zurück, die man euphemistisch ls Straße bezeichnen könnte. Darüber gelangen chinesische Waren aus Tibet nach Nepal. Bisher steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen, jedoch soll die Straße in naher Zukunft ausgebaut werden. Anscheinend wird China als Handelspartner für Nepal immer wichtiger, weil es Zwistigkeiten mit dem anderen großen Nachbarstaat Indien gibt. Ein solcher Straßenausbau wäre für die wirtschaftliche Entwicklung der Region sicherlich von Vorteil. Für den Tourismus dürfte es indes eher negative Konsequenzen haben. Der entlegene Charme des Tsum-Valley würde nämlich erheblich leiden. Zum jetzigen Zeitpunkt können jedoch nur spezielle Gefährte die Piste passieren. Maultiere bleiben die Haupttransportmittel.

The Village People.
Ohne die schweren Rucksäcke ist der Aufstieg sehr viel einfacher zu schaffen. Vom Kloster aus eröffnen sich grandiose Aussichten über das Tsum-Valley. Das Ganesh-Himal-Massiv leuchtet in der Ferne. Die Atmossphäre an diesem Ort ist tiefenentspannt. Ein gut gelaunter Mönch sperrt uns die Haupthalle, wo wir einige Impressionen der buddhistisch-lamaistischen Kultur dieser Gegend erhalten. Momentan leben hier 8 Mönche. Abgesehen von den Gebetszeremonien morgens und abends scheint es wenig Beschäftigung zu geben. Zwei gemütliche Hunde mit verfilztem Fell dösen im Schatten vor sich hin.

A horse with no name.
Der Weg zurück nach Nyle gestaltet sich zäh für mich. Die herunter brennende Sonne und der geringe Sauerstoffgehalt in der Luft zehren an meinen Kräften. Zurück auf 3200 Metern verspüre ich gewaltigen Appetit, den nur eine Mammut-Portion Dhal-Bat befriedigen kann. Nach dem Essen ist es dann an der Zeit, unsere Rucksäcke zu packen und unseren Rückzug aus dem Tsum-Valley anzutreten. Wir laufen mehr oder weniger dieselbe Strecke zurück, die wir gekommen sind. Langweile verspüren wir dennoch nicht, da wir dieses Mal auf der anderen Flussseite laufen. Dabei passieren wir flaches, spärlich begrüntes Weideland, auf dem sich die üblichen Rindviecher herumtreiben. Auch ein paar Gehöfte liegen auf unserer Strecke, deren Mauern mit plattgedrückten Kuhfladen verziert sind. Ein äußerst ökologischer Brennstoff. 

Wanddekoration.


Yaktastisch.

Bevor wir unseren Bestimmungsort erreichen besuchen wir noch ein weiteres buddhistisches Kloster, das eines der größten im Tsum-Valley darstellt. Hier leben etwa 500 Nonnen auf einem weitläufigen Gebiet zusammen, jede in ihrem eigenen kleinen Appartement. Wie uns unser Guide berichtet, ist es Brauch in den Familien dieser Gegend, jede zweite Tochter, die zur Welt kommt ins Kloster zu geben. Doch obwohl das Kloster mehrheitlich von Frauen bewohnt wird, haben männliche Autoritäten das Sagen. An der Stirnseite der Halle befinden sich Hochsitze mit den Bildnissen des Dalai Lamas und anderer geistlicher Führer. 

Kloster nahe Lamagoan.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen