Der Tag beginnt mit einem kräftigenden
Frühstück bestehend aus tibetischem Brot mit Marmelade und
Haferschleim mit warmer Milch. Wieder scheinen uns die Götter
gewogen zu sein. Schon in der Nach waren bei klarem Himmel
abertausende von Sternen zu bewundern. Am Morgen erwarten uns
Sonnenschein und ideale Bedingungen für den Aufstieg zum kleinen
Kloster von Mu Gumba, das ein Stück höher auf etwa 3700 Metern
liegt. Die schweren Rucksäcke lassen wir in Nyle zurück. Wir werden
sie später abolen, wenn wir absteigen und uns wieder aus dem Tsum
Valley hinaus nach Lamagoan bewegen.
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Auf Mu Gumba. |
Unser Weg nach oben führt uns am
altvertrauten Strom entlang durch spärlich bewachsenes Ödland.
Dornengestrüpp wuchert, massive Felsbrocken und Geröll liegen
überall herum. Eine unwirtliche Gegend , in der Kühe und Yaks aber
noch immer ausreichend Futter finden. Überhaupt sind Yaks
interessante Tiere. Mit ihren kurzen Beinchen und langen Haarmähnen
haben sie Ähnlichkeit zu Ponys. Man verspürt jedenfalls sofort den
Drang, sie zu streicheln.
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Warten auf den Weihnachtsmann. |
Einen Teil der Strecke legen wir auf
einer Piste zurück, die man euphemistisch ls Straße bezeichnen
könnte. Darüber gelangen chinesische Waren aus Tibet nach Nepal.
Bisher steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen, jedoch soll die
Straße in naher Zukunft ausgebaut werden. Anscheinend wird China als
Handelspartner für Nepal immer wichtiger, weil es Zwistigkeiten mit
dem anderen großen Nachbarstaat Indien gibt. Ein solcher
Straßenausbau wäre für die wirtschaftliche Entwicklung der Region
sicherlich von Vorteil. Für den Tourismus dürfte es indes eher
negative Konsequenzen haben. Der entlegene Charme des Tsum-Valley
würde nämlich erheblich leiden. Zum jetzigen Zeitpunkt können
jedoch nur spezielle Gefährte die Piste passieren. Maultiere bleiben
die Haupttransportmittel.
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The Village People. |
Ohne die schweren Rucksäcke ist der
Aufstieg sehr viel einfacher zu schaffen. Vom Kloster aus eröffnen
sich grandiose Aussichten über das Tsum-Valley. Das
Ganesh-Himal-Massiv leuchtet in der Ferne. Die Atmossphäre an diesem
Ort ist tiefenentspannt. Ein gut gelaunter Mönch sperrt uns die
Haupthalle, wo wir einige Impressionen der buddhistisch-lamaistischen
Kultur dieser Gegend erhalten. Momentan leben hier 8 Mönche.
Abgesehen von den Gebetszeremonien morgens und abends scheint es
wenig Beschäftigung zu geben. Zwei gemütliche Hunde mit verfilztem
Fell dösen im Schatten vor sich hin.
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A horse with no name. |
Der Weg zurück nach Nyle gestaltet
sich zäh für mich. Die herunter brennende Sonne und der geringe
Sauerstoffgehalt in der Luft zehren an meinen Kräften. Zurück auf
3200 Metern verspüre ich gewaltigen Appetit, den nur eine
Mammut-Portion Dhal-Bat befriedigen kann. Nach dem Essen ist es dann
an der Zeit, unsere Rucksäcke zu packen und unseren Rückzug aus dem
Tsum-Valley anzutreten. Wir laufen mehr oder weniger dieselbe Strecke
zurück, die wir gekommen sind. Langweile verspüren wir dennoch
nicht, da wir dieses Mal auf der anderen Flussseite laufen. Dabei
passieren wir flaches, spärlich begrüntes Weideland, auf dem sich
die üblichen Rindviecher herumtreiben. Auch ein paar Gehöfte liegen
auf unserer Strecke, deren Mauern mit plattgedrückten Kuhfladen
verziert sind. Ein äußerst ökologischer Brennstoff.
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Wanddekoration. |
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Yaktastisch. |
Bevor wir unseren Bestimmungsort
erreichen besuchen wir noch ein weiteres buddhistisches Kloster, das
eines der größten im Tsum-Valley darstellt. Hier leben etwa 500
Nonnen auf einem weitläufigen Gebiet zusammen, jede in ihrem eigenen
kleinen Appartement. Wie uns unser Guide berichtet, ist es Brauch in
den Familien dieser Gegend, jede zweite Tochter, die zur Welt kommt
ins Kloster zu geben. Doch obwohl das Kloster mehrheitlich von Frauen
bewohnt wird, haben männliche Autoritäten das Sagen. An der
Stirnseite der Halle befinden sich Hochsitze mit den Bildnissen des
Dalai Lamas und anderer geistlicher Führer.
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Kloster nahe Lamagoan. |
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